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Längere Lebensdauer für chirurgische Instrumente

Um eine lange Lebensdauer von chirurgischen Geräten und Edelstahlinstrumenten zu gewährleisten, spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Werden sie ordnungsgemäß gepflegt, können solche Instrumente mehr als 20 Jahre lang im Einsatz sein. Bestimmte Faktoren können jedoch Schäden verursachen und die Lebensdauer wesentlich verkürzen. Überraschend hohe Zahlen von Instrumente und anderen wiederaufbereitbaren Artikeln werden während einer einzigen Operation eingesetzt. So kann es vorkommen, dass im OP-Saal für einen einzigen Eingriff zwischen 25 und 1000 Instrumente oder sonstiger Sterilprodukte auszupacken und danach wieder aufzubereiten sind.  

Pflege und ein sorgsamer Umgang sind wichtig

Was einmal aus der sterilen Verpackung oder dem Sterilbarrieresystem entnommen wurde, gilt als „unsteril“ und muss einen neuen Aufbereitungszyklus einschließlich Reinigung, Desinfektion, Wartung, Funktionskontrolle, Verpackung und Sterilisierung durchlaufen. Ohne Sterilgutaufbereitung gäbe es weder  sauberen noch sterile Produkte für Patienteneingriffe und die Krankenhäuser könnten diese komplexen, aufwändigen und oft sehr teuren Instrumente nicht sachgemäß wiederverwenden.  

Die Anzahl und Kompexität operative Eingriffe sind beide in einem Aufwärtstrend.  Wenn man sich vergegenwärtigt, an wie vielen verschiedenen Patienten eine Schere oder ein Skalpellgriff über deren gesamte Lebensdauer zum Einsatz kommen, kann man nur staunen. Für eine lange Nutzungsdauer ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten im Krankenhaus ihrer Rolle im Umgang und bei der Pflege des Instrumentenbestands bewusst sind. Die Gesamtheit des Instrumentenkreislaufes liegt in der gemeinsamen Verantwortung all jener, die mit diesen wertvollen Instrumenten arbeiten – denn ihr Zustand kann im wahrsten Sinne des Wortes über Leben und Tod entscheiden. 

  

So leicht kommt es zu Schäden

Vom Transport bis zur Sterilisation legen chirurgische Instrumente eine gefährliche Reise zurück, auf der sie mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten, hochkorrosiven Stoffen wie Chlorverbindungen z.B. aus Kochsalzlösungen und aggressiven Reinigungs- und Desinfektionsmitteln in Kontakt kommen und zuletzt noch den rauen Sterilisationsbedingungen bei typischerweise 134 C in gesättigtem Dampf oder aber unter Behandlung von stark oxidierenden Chemikalien wie Wasserstoffperoxid widerstehen müssen. Einige Instrumente durchlaufen den Aufbereitungszyklus im Laufe ihres Lebens hunderte, wenn nicht gar tausende Male. Um die Lebensdauer dieser teuren Investitionsgüter zu maximieren, ist ein sorgfältiger Umgang damit nötig. Die meisten Schadensursachen lassen sich in eine der folgenden Kategorien einordnen. 

 

1. Zweckentfremdung – Wenn Instrumente zu anderen als den vom Hersteller vorgesehenen Zwecken benutzt werden wie zum Beispiel:

  

  • Verwendung eines Nadelhalters zum Wechseln eines Bohraufsatzes
  • Benutzung einer Mayo-Schere zu Papierarbeiten im Büro
  • Nutzung eines Osteotoms als Schraubendreher zum Lösen einer Schraube im Schreibtisch

 

 

2. Fahrlässigkeit –  im Sinne eines unachtsamen oder groben Umgangs, der Schäden an den jeweiligen Instrumenten verursachen kann, z. B.

  

  • Stapeln
  • Fallenlassen
  • Werfen
  • Schlagen
  • Unsachgemäßes Schärfen oder unsachgemäße Wartung
  • Verwickeln (z. B. von Kabeln)
  • Kratzen oder Schürfen

 

 

3. Aufbereitungsbedingte  Schäden (einschließlich Oberflächenveränderungen und Korrosion) – unsachgemäßes Vorgehen beim Transport, Reinigen, Desinfizieren oder Sterilisieren, das zu Schäden an Medizinprodukten führen kann:

  

  • Blut oder andere korrosive Verunreinigungen werden vor dem Entfernen zu lange auf der Oberfläche von Instrumenten belassen
  • Instrumente werden in korrosive Lösungen eingelegt (Kochsalzlösung, ungeeignete Reinigungs- oder Desinfektionsmittel) 
  • Unsachgemäße Dosierung (im Allgemeinen zu hoch) von Prozesschemikalien oder unsachgemäße Anwendung von Reinigungsmitteln beim Reinigungsprozess
  • Auswahl von Prozesschemikalien, die für die zu behandelnden Materialien ungeeignet sind (z. B. alkalische Reinigungsmittel für eloxiertes Aluminium)
  • Eine unzureichende Reinigung kann zur dauerhaften Ablagerung von Verunreinigungen oder auch zu Biofilmbildung führen
  • Eine schlechte Wasserqualität kann Korrosion oder Oberflächenablagerungen nach sich ziehen
  • Ungeeignete Temperaturen und pH-Werte während der Aufbereitungsschritte
  • Unzureichendes Abspülen von Prozesschemikalien kann Ablagerungen begünstigen oder Kunststoffoberflächen spröde machen

 

Verbesserungsmaßnahmen zur Vorbeugung von Instrumentenschäden 

Die wichtigste Grundlage zum Schutz und generell zur Qualitätssicherung im Umgang mit Instrumenten besteht im Aufbau eines Qualitätssystems, welches für jedes aufzubereitende Instrument ein klar beschriebenes und geschultes Standardverfahren vorsieht und gleichzeitig die vollständige Einhaltung des jeweiligen Standardverfahrens sicherstellt.. Eine weiterer wichtiger Faktor ist eine über den gesamten Instrumentenzyklus gelebte Qualitätskultur, von den Chirurgen bis zur Aufbereitung  . Alle AEMP-Mitarbeitenden müssen die in ihrer Verantwortung liegenden Instrumente als „wesentlichen Teil der Patientenversorgung“, und nicht nur als „das nächste Sieb voller Arbeit“ ansehen. Solch eine Bewusstmachung kann motivieren die Aufmerksamkeit, die notwendig ist um jeden einzelnen Prozessschritt  sorgfältig durchzuführen. Hier einige allgemeine Ratschläge auf Grundlage weltweiter Best Practices: 

  

  • Halten Sie sich stets an die Anweisungen des Herstellers zur Verwendung der einzelnen Geräte, Instrumente und Zubehör.
  • Behandeln Sie ALLE Produkte sorgfältig. Viele Gegenstände sind komplex und zerbrechlich, auch wenn sie auf den ersten Blick einen robusten Eindruck machen.
  • Schütten Sie Instrumente nie aus einem Behälter auf eine Oberfläche. Heben Sie diese stattdessen stets sorgfältig heraus und legen Sie sie auf die Arbeitsfläche.
  • Schulen Sie das AEMP Team und das OP-Personal bezüglich der korrekten Bezeichnung und Funktion der vorhandenen Instrumente. So wird das Risiko von Missverständnissen reduziert,  und zugleich wächst das Verständnis wie   wesentlich der Beitrag ist, den die AEMP-Mitarbeitenden leisten. 
  • Beim Weiterreichen und Ablegen von empfindlichen Instrumenten und Instrumenten mit scharfen Spitzen ist Vorsicht geboten. Stellen Sie sicher, dass diese nicht über Oberflächen wie Gitterkörbe oder Arbeitsflächen gezogen bzw. „geschleift“ werden.
  • Geben Sie Instrumente so in die entsprechenden Behältnisse (Gitterkorb, Festbehälter, Kunststoffhalter, Silikonmatte), dass sie dabei geschützt sind.
  • Verwenden Sie modernste Reinigungs- und Desinfektionsgeräte und Zubehör, um sicherzustellen, dass kanülierte Instrumente so angeschlossen sind, dass die Hohlräume und Innenflächen genau wie die Außenflächen gereinigt werden.
  • Verwenden Sie für empfindliche Instrumente im Reinigungs- und Desinfektionsgerät passende Silikonmatten und Halter, um die Instrumente sicher zu lagern und damit vor dem Umherrutschen im Waschsieb, was zu Kratzern und anderen Beschädigungen führen kann, zu schützen.
  • Geben Sie kleine Teile, die leicht verloren gehen, in geeignete Behältnisse (Kleinteilesieb), die eine sorgfältige Reinigung und Sterilisation ermöglichen.
  • Verwenden Sie keine anderen Instrumente, um mehrteilige Instrumente zu demontieren, aufzudrücken oder in offener Position zu halten sondern verwenden sie stattdessen für diesen Zweck empfohlenes Werkzeug und Zubehör. 
  • Schützen Sie laserbeschriftete Instrumente, spezialbeschichtete, und insbesondere keramische Instrumente  und vor Abnutzung sowie vor Kerben oder Kratzern in der Oberfläche. 
  • Verwenden Sie, wenn immer möglich auch für den Sterilsationsprozess, Tray-Einsätze oder Silikonmatten um die in der Verpackung befindlichen Gegenstände während des Transports zu schützen.
  • Testen Sie beim Inspizieren alle Instrumente auf deren Schärfe und Funktionstüchtigkeit, um einen sicheren und zielführenden Einsatz am Patienten zu gewährleisten.

 

Und ganz wichtig: Seien Sie ein Vorbild, wenn es um Qualitätskultur und um den Einsatz für Patientensicherheit geht.

 

Referenzen und Quellen:

International Association of Healthcare Central Service Materiel Management, Central Service Leadership Manual, Third Edition, 2020.

ANSI/AAMI ST79:2017 & 2020 Amendments A1, A2, A3, A4 Comprehensive guide to steam sterilization and sterility assurance in health care facilities, 2017, Association for the Advancement of Medical Instrumentation. 

Über die Autoren

#Randalyn Walters

 

Randalyn Walters, National Clinical Education Manager-US, ist eine sehr erfahrene Expertin in der Gesundheitsbranche. Mit über 16 Jahren Erfahrung in der Sterilgutaufbereitung und einem vielseitigen Hintergrund in der Chirurgie bringt sie eine Fülle von Wissen und Fachkenntnissen mit. Randalyn hat sich auf Prozessverbesserungen, Compliance und Kompetenzen spezialisiert. Ihre umfangreichen Referenzen und ihr Engagement in der klinischen Ausbildung, machen sie zu einer wertvollen Mitarbeiterin in der Branche.

#Markus Auly

 

Markus Auly, Head of Scientific Affairs at Belimed, hat sich sein Fachwissen im Bereich der Wiederaufbereitung von Medizinprodukten in verschiedenen Funktionen und durch umfangreiches internationales Engagement erworben. Mit einem MSc in Biotechnologie und einem Master in Technologiemanagement nimmt Markus Auly an Kongressen rund um den Globus teil, besucht AEMPs und ist Mitarbeiter in etlichen Standard- und Leitlinienkommitees. Außerdem gibt er sein Fachwissen mit Begeisterung als Autor, Dozent und Redner weiter.